#Live #Berlin #b0105
Quelle/Source: https://www.ruptly.tv/en/events
Erster Mai 1987
Der Erste Mai 1987 in Berlin-Kreuzberg ist ein historisches Ereignis und wurde durch die internationale Presse weltweit bekannt. Es zog die Aufmerksamkeit einer großen Öffentlichkeit auf den Bezirk, insbesondere Kreuzberg 36.
Vorgeschichte des 1. Mai 1987
Die linke Szene Berlins war 1987 durch den Volkszählungsboykott (VoBo) beherrscht, eine Kampagne gegen die Volkszählung und ein Aufruf zu deren Boykott. Das Zentrum dieses Widerstands und der linken Szene allgemein war der Mehringhof (in Kreuzberg 61), in dem sich unter anderem das VoBo-Büro befand. Am 1. Mai 1987 wurden dieses Büro und weitere Räume des Mehringshofs mit der Begründung Gefahr im Verzug um 4:45 Uhr von der Polizei aufgebrochen und durchsucht.[2]
Die Stimmung in Berlin war bereits auf Grund der als repressiv empfundenen Maßnahmen des CDU-geführten Senats und der Vorbereitungen zur 750-Jahr-Feier Berlins angespannt.[3]
Die Ausschreitungen
Berichterstattung während der Ausschreitungen vor Bolle
Skalitzer Straße mit ausgebranntem Bolle-Supermarkt, 2. Mai 1987
Das traditionelle Straßenfest verlief zunächst friedlich, allerdings war die Stimmung innerhalb der linken Szene auf Grund der Durchsuchung des VoBo-Büros gereizt.[2] Außerdem war es bereits zu Polizeieinsätzen gegen den „Betroffenenblock“ bei der Ersten-Mai-Demonstration des DGB gekommen. Unter anderem deswegen hatte dieser unter Protesten die Demonstration des DGB verlassen und sich dem Straßenfest angeschlossen.[1]
Gegen 16 Uhr wurde von Autonomen in unmittelbarer Nähe zum Straßenfest ein Streifenwagen in Abwesenheit der Beamten umgeworfen, und gegen Abend wurden zwei Bauwagen auf die Straße geschoben. Derweil vergnügten sich die meisten Besucher davon nichtsahnend auf dem Straßenfest. Die Polizei reagierte auf die vereinzelten Störungen und löste das Fest schließlich unter Schlagstock- und Tränengaseinsatz auf. Daraufhin errichteten Besucher des Straßenfestes Barrikaden auf mehreren angrenzenden Straßen.[2] Die Polizei zog sich gegen 23 Uhr bis zum frühen Morgen aus dem Gebiet um die Skalitzer Straße zurück.
Obwohl der BVG-Verkehr nach SO 36 eingestellt und weiträumige Straßensperren errichtet wurden, gelangten den ganzen Abend weitere Personen nach Kreuzberg. Unter anderem wegen der Live-Berichterstattung des linken Radiosenders Radio 100 wurden viele Sympathisanten der linksradikalen Szene mobilisiert, aber auch viele Schaulustige begaben sich in das Gebiet.
Im gesamten Gebiet wurden Barrikaden – u. a. aus Baufahrzeugen und parkenden Autos – errichtet und angezündet.[2] An jeder Ecke der Oranienstraße brannten große Barrikaden, die von Steine werfenden Personen verteidigt wurden. Auch Molotowcocktails und Zwillen kamen dabei zum Einsatz. Löschfahrzeuge der Berliner Feuerwehr, die die Brände löschen wollten, wurden angegriffen.[2] Bei einem dieser Zwischenfälle floh die Besatzung eines Feuerwehrfahrzeugs, welches daraufhin ebenfalls angezündet wurde und ausbrannte.
Über dreißig Geschäfte wurden geplündert, darunter neben Filialen großer Einkaufsketten auch kleine Einzelhändler.[3] Die Plünderung einer Filiale der Berliner Supermarktkette Bolle am U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof erregte besondere Aufmerksamkeit. Im Anschluss an die Plünderung wurde der Supermarkt Bolle angezündet, brannte komplett nieder und stürzte ein. Es bestand allerdings laut Angaben der Feuerwehr keine Gefährdung der umliegenden Wohnhäuser. Erst Jahre später wurde bekannt, dass der Supermarkt nicht von Mitgliedern der autonomen Szene, sondern von einem Pyromanen angezündet wurde, der nach eigenen Aussagen von den Ausschreitungen nichts mitbekommen hatte und nur zufällig nach der Plünderung an dem aufgebrochenen Supermarkt vorbeigekommen war.
Der U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof, ein Zentrum der Unruhen, wurde angezündet. Auf die damals noch gusseisernen Streben der Hochbahn trommelten stundenlang hunderte Menschen, um Lärm zu erzeugen. Der Bahnhof musste auf Grund der Beschädigungen für mehrere Wochen geschlossen werden.
Beendigung der Ausschreitungen durch die Polizei
Die Beendigung der Ausschreitungen durch die Polizei wurde durch zwei Faktoren begünstigt: Alkohol und Müdigkeit. Durch die Plünderungen der Getränkeregale waren viele Akteure volltrunken. Zwischen zwei und drei Uhr nachts am 2. Mai 1987 startete die Polizei einen Gegenangriff. Unter Einsatz von Wasserwerfern und Räumfahrzeugen rückte sie gegen die brennenden Barrikaden und die noch verbliebenen Personen vor. Das durch seine Weitläufigkeit für die Autonomen schwierig zu haltende Gebiet des Kottbusser Tors konnte ebenso befriedet werden wie die Adalbert- und die Oranienstraße. Auch der Widerstand am Görlitzer Bahnhof und dem Lausitzer Platz brach allmählich zusammen.
Über hundert Personen wurden verletzt und 47 Personen festgenommen.
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Erster Mai 1987
Der Erste Mai 1987 in Berlin-Kreuzberg ist ein historisches Ereignis und wurde durch die internationale Presse weltweit bekannt. Es zog die Aufmerksamkeit einer großen Öffentlichkeit auf den Bezirk, insbesondere Kreuzberg 36.
Vorgeschichte des 1. Mai 1987
Die linke Szene Berlins war 1987 durch den Volkszählungsboykott (VoBo) beherrscht, eine Kampagne gegen die Volkszählung und ein Aufruf zu deren Boykott. Das Zentrum dieses Widerstands und der linken Szene allgemein war der Mehringhof (in Kreuzberg 61), in dem sich unter anderem das VoBo-Büro befand. Am 1. Mai 1987 wurden dieses Büro und weitere Räume des Mehringshofs mit der Begründung Gefahr im Verzug um 4:45 Uhr von der Polizei aufgebrochen und durchsucht.[2]
Die Stimmung in Berlin war bereits auf Grund der als repressiv empfundenen Maßnahmen des CDU-geführten Senats und der Vorbereitungen zur 750-Jahr-Feier Berlins angespannt.[3]
Die Ausschreitungen
Berichterstattung während der Ausschreitungen vor Bolle
Skalitzer Straße mit ausgebranntem Bolle-Supermarkt, 2. Mai 1987
Das traditionelle Straßenfest verlief zunächst friedlich, allerdings war die Stimmung innerhalb der linken Szene auf Grund der Durchsuchung des VoBo-Büros gereizt.[2] Außerdem war es bereits zu Polizeieinsätzen gegen den „Betroffenenblock“ bei der Ersten-Mai-Demonstration des DGB gekommen. Unter anderem deswegen hatte dieser unter Protesten die Demonstration des DGB verlassen und sich dem Straßenfest angeschlossen.[1]
Gegen 16 Uhr wurde von Autonomen in unmittelbarer Nähe zum Straßenfest ein Streifenwagen in Abwesenheit der Beamten umgeworfen, und gegen Abend wurden zwei Bauwagen auf die Straße geschoben. Derweil vergnügten sich die meisten Besucher davon nichtsahnend auf dem Straßenfest. Die Polizei reagierte auf die vereinzelten Störungen und löste das Fest schließlich unter Schlagstock- und Tränengaseinsatz auf. Daraufhin errichteten Besucher des Straßenfestes Barrikaden auf mehreren angrenzenden Straßen.[2] Die Polizei zog sich gegen 23 Uhr bis zum frühen Morgen aus dem Gebiet um die Skalitzer Straße zurück.
Obwohl der BVG-Verkehr nach SO 36 eingestellt und weiträumige Straßensperren errichtet wurden, gelangten den ganzen Abend weitere Personen nach Kreuzberg. Unter anderem wegen der Live-Berichterstattung des linken Radiosenders Radio 100 wurden viele Sympathisanten der linksradikalen Szene mobilisiert, aber auch viele Schaulustige begaben sich in das Gebiet.
Im gesamten Gebiet wurden Barrikaden – u. a. aus Baufahrzeugen und parkenden Autos – errichtet und angezündet.[2] An jeder Ecke der Oranienstraße brannten große Barrikaden, die von Steine werfenden Personen verteidigt wurden. Auch Molotowcocktails und Zwillen kamen dabei zum Einsatz. Löschfahrzeuge der Berliner Feuerwehr, die die Brände löschen wollten, wurden angegriffen.[2] Bei einem dieser Zwischenfälle floh die Besatzung eines Feuerwehrfahrzeugs, welches daraufhin ebenfalls angezündet wurde und ausbrannte.
Über dreißig Geschäfte wurden geplündert, darunter neben Filialen großer Einkaufsketten auch kleine Einzelhändler.[3] Die Plünderung einer Filiale der Berliner Supermarktkette Bolle am U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof erregte besondere Aufmerksamkeit. Im Anschluss an die Plünderung wurde der Supermarkt Bolle angezündet, brannte komplett nieder und stürzte ein. Es bestand allerdings laut Angaben der Feuerwehr keine Gefährdung der umliegenden Wohnhäuser. Erst Jahre später wurde bekannt, dass der Supermarkt nicht von Mitgliedern der autonomen Szene, sondern von einem Pyromanen angezündet wurde, der nach eigenen Aussagen von den Ausschreitungen nichts mitbekommen hatte und nur zufällig nach der Plünderung an dem aufgebrochenen Supermarkt vorbeigekommen war.
Der U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof, ein Zentrum der Unruhen, wurde angezündet. Auf die damals noch gusseisernen Streben der Hochbahn trommelten stundenlang hunderte Menschen, um Lärm zu erzeugen. Der Bahnhof musste auf Grund der Beschädigungen für mehrere Wochen geschlossen werden.
Beendigung der Ausschreitungen durch die Polizei
Die Beendigung der Ausschreitungen durch die Polizei wurde durch zwei Faktoren begünstigt: Alkohol und Müdigkeit. Durch die Plünderungen der Getränkeregale waren viele Akteure volltrunken. Zwischen zwei und drei Uhr nachts am 2. Mai 1987 startete die Polizei einen Gegenangriff. Unter Einsatz von Wasserwerfern und Räumfahrzeugen rückte sie gegen die brennenden Barrikaden und die noch verbliebenen Personen vor. Das durch seine Weitläufigkeit für die Autonomen schwierig zu haltende Gebiet des Kottbusser Tors konnte ebenso befriedet werden wie die Adalbert- und die Oranienstraße. Auch der Widerstand am Görlitzer Bahnhof und dem Lausitzer Platz brach allmählich zusammen.
Über hundert Personen wurden verletzt und 47 Personen festgenommen.
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