ANGELA MERKEL: Keine Fehler, aber Versäumnisse! Was die Altkanzlerin zugibt - und was nicht

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ANGELA MERKEL: Keine Fehler, aber Versäumnisse! Was die Altkanzlerin zugibt - und was nicht

Auf 16 Jahre Kanzlerschaft, kontroverse Entscheidungen, aber auch auf ihre Kindheit will Altkanzlerin Angela Merkel in ihren Memoiren zurückblicken. «Das muss ich hier auf der Buchmesse sagen: Es handelt sich auch um ein Sachbuch. Also keine falschen Erwartungen», sagte die CDU-Politikerin bei einer Veranstaltung der Leipziger Buchmesse am Samstagabend. Das Publikum begrüßte Merkel mit einem langen Applaus. Zum Abschied gab es Standing Ovations.

An ihrem Buch arbeitet Merkel mit ihrer langjährigen Büroleiterin Beate Baumann. Das Schreiben schaffe Klarheit, fordere jedoch auch Konzentration, sagte sie. «Ich bin keine Thomas-Mann-Schreiberin. Ich bin ja auch keine Schriftstellerin und das werde ich auch nicht mehr.» Das Buch soll im Herbst 2024 erscheinen.

Der Besuch der Altkanzlerin weckte im Vorfeld großes Interesse bei den Besucherinnen und Besuchern der Leipziger Buchmesse. Nach Angaben der Veranstalter seien die Karten innerhalb von wenigen Tagen ausverkauft gewesen. Im Gespräch mit dem Chefredakteur der Wochenzeitung «Die Zeit», Giovanni di Lorenzo, sprach Merkel unter anderem über auch über ihr jetziges Leben. Auf dem Weg zur Bundeskanzlerin AD komme sie voran, sagte Merkel und lächelte dabei. «Ich kann noch nicht unerkannt durch die Straßen gehen.»

Während des Gesprächs blickte Merkel auch auf kontroverse Entscheidungen zurück, die sie zwischen 2005 und 2021 getroffen hat. Auf eine Frage ihres Gesprächspartners, ob ihre Politik etwas mit den Wahlergebnissen der AfD zu tun haben könnte, lehnte Merkel eine Mitverantwortung für hohe Zustimmungswerte vor allem in Ostdeutschland ab. «Ich habe politische Situationen zu bewältigen gehabt, die zu einer Spaltung der Meinungen in Deutschland geführt haben», sagte die 68-Jährige. Gleichwohl habe sie kein Verständnis für Menschen, die demokratische Prinzipien verletzen.

Sie konzentriere sich auf Menschen, die die demokratischen Werte teilten. Die anderen müsse man versuchen, zurückzuholen. «Bei manchen Menschen ist es schwer, sie zurückzuholen», sagte Merkel.

Dass sie 2017 - also nach ihrer Flüchtlingsentscheidung 2015 - noch einmal angetreten sei, habe auch den Grund gehabt, dass sie sich gesagt habe: «Ich haue nicht ab nach dieser Entscheidung.» Sie habe auch in kritischen Situationen weiterhin versucht, mit den Menschen zu sprechen. «Ich bin ja nicht in meinem Kanzleramt versunken und habe das Haus nicht mehr verlassen.»

Etwa mit Blick auf den Klimaschutz räumte Merkel im Gespräch Versäumnisse ein. Ereignisse wie die Finanz- oder Flüchtlingskrise hätten sie daran gehindert, anderen Themen mit mehr Kraft nachzugehen. Ihre Russland-Politik und die energiepolitischen Entscheidungen, die Deutschland in eine starke Abhängigkeit von russischem Gas getrieben hatten, verteidigte Merkel rückblickend. «Ich hätte lieber Gas importiert aus Großbritannien und Norwegen, wie wir das früher gemacht haben, und den Niederlanden. Die standen aber nicht mehr zur Verfügung. Für uns stand die Frage: Teureres LNG - ein Drittel teurer - oder billigeres russisches Gas.» LNG ist Flüssiggas.

«Ich halte die jetzige Situation, in die wir durch Putins Handeln gezwungen sind, nicht für eine für uns alle gute Situation. Das tut wahrscheinlich kein Mensch. Und deshalb habe ich zu meiner Zeit, mit dem was mir zur Verfügung stand versucht, diese Situation zu verhindern. Dass das nicht gelungen ist, ist aus meiner Sicht kein Beweis dafür, dass es nicht richtig war, es zu versuchen.»

Die Altkanzlerin sträubte sich gegen die Frage di Lorenzos, warum es ihr nicht liege, im Rückblick Fehler zuzugeben. «Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es eine befriedende Funktion hat, wenn ich jetzt etwas, was ich nicht denke, einfach sage, nur damit ich jetzt einen Fehler zugebe», sagte Merkel.

Ein Versäumnis sei es jedoch gewesen, Frauen nicht ausreichend gefördert zu haben, sagte die Altkanzlerin. «Ich habe das Ziel, das ich gerne erreicht hätte, nicht erreicht.» Die Zahl der Frauen in ihrer Partei zeige, dass Frauen in der Vergangenheit nicht ausreichend gefördert worden seien.

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