Corona sorgt für Verlust von Ausbildungsplätzen: Fachkräftemangel verschärft sich | Plusminus SWR

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Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage in der Corona-Krise mussten viele Betriebe ihren Auszubildenden kündigen. Die Jugendlichen stehen vor dem Nichts. Gleichzeitig verschärft die Situation den Fachkräftemangel.

Dieses Video ist eine Auskopplung aus der vom SWR verantworteten ARD-Plusminus-Sendung vom 2. Dezember 2020. Die ganze Sendung gibt es in der ARD-Mediathek unter: https://www.ardmediathek.de/daserste/video/plusminus/die-sendung-vom-02-dezember-2020/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3BsdXNtaW51cy8zZjc4YWQ1Yy01NDNiLTRiZDgtOTg4Yy05MjA2MGY3YWJlZGQ/

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Mark R. gehört zu den Auszubildenden, denen die Corona-Pandemie besonders übel mitgespielt hat. Er hat seinen eigentlich sicher geglaubten Ausbildungsplatz verloren. Viele Betriebe können es sich derzeit nicht leisten, Lehrlingen zu beschäftigen – weder finanziell noch zeitlich. Gerade im ersten Lehrjahr bedeuten Auszubildende für ihren Betrieb einen hohen Zeitaufwand, schließlich müssen sie die Abläufe erst kennenlernen. Zeit, die unter den aktuellen Umständen mit Kurzarbeit und geteilten Schichten nicht vorhanden ist.

Bei LTG Air Tech Systems, dem Betrieb, bei dem Mark R. eigentlich seine Ausbildung begonnen hätte, können immerhin die Azubis in den höheren Lehrjahren ihre Ausbildung fortsetzen. Nicht nur die Lehrlinge sondern auch der Betrieb profitieren davon, wie Werksleiter Oliver Fett erklärt: „Wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte. Nach der Corona-Krise gibts viel mehr Chancen als Risiken für uns und wir sind auf diese Fachkräfte angewiesen. Die haben während ihrer Ausbildung, wenn sie jetzt schon drei oder vier Jahre im Werk sind, unheimlich viel kennengelernt und sind praktisch sofort nach der Ausbildung einsetzbar."

Gut ausgebildete Fachkräfte sind in Deutschland seit Jahren Mangelware. Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung, warnt vor einer Verschärfung der Lage in den kommenden Jahren: „Zunächst einmal ist es so, dass die Auszubildenden, die wir in diesem und in den nächsten Jahren nicht qualifizieren, in drei, vier Jahren die fehlenden Fachkräfte sind. Und was ich mit Sorge sehe, ist, dass die Auszubildenden respektive die qualifizierten Fachkräfte genau dann fehlen, wenn die Konjunktur wieder durchstartet und die Betriebe wieder volle Umsätze machen können.“

Auch wenn Corona den Rückgang an Ausbildungsplätzen verstärkt, beobachten Experten schon länger einen Abwärtstrend. Dieter Dohmen, Direktor des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie, hat eine Studie erstellt, die die Situation seit der Finanzkrise 2008 untersucht. „Die Studie hat gezeigt, dass das Ausbildungsgeschehen sich nachhaltig verändert hat. Mittlerweile werden deutlich weniger Ausbildungsplätze angeboten als vorher, obwohl die Wirtschaft gewachsen ist, obwohl wir viel mehr Beschäftigung haben. Wir gehen davon aus, dass es auch dieses Mal wieder so sein wird, dass auch in den kommenden zehn Jahren wesentlich weniger Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen werden und dass vielmehr in den Hochschulbereich verlagert wird. Es ist eine nachhaltige Veränderung, kein kurzfristiger Einbruch."
Die Bundesregierung wollte der durch Corona sinkenden Zahl an Ausbildungsplätzen entgegenwirken und versprach Unternehmen eine Prämie von 2000 bis 3000 Euro pro erhaltenem oder neu geschaffenem Ausbildungsplatz. Ein Blick auf die aktuellen Zahlen lässt aber am Erfolg des Programms zweifeln.

Bildungsforscher Marcus Eckelt von der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg befürchtet eine „verlorene“ Corona-Generation: "Wir haben zwei, drei Jahrgänge, denen der Einstieg in die vollqualifizierende Ausbildung eigentlich verwehrt bleibt, die mittelfristig dann zu dem Teil der Bevölkerung gehören, die keinen beruflichen Abschluss haben und als Ungelernte arbeiten müssen. Das heißt erhöhtes Arbeitslosigkeitsrisiko, das heißt niedriges Einkommen, das heißt eigentlich auch niedrige Lebensqualität."

Zumindest für Mark R. hat sich die Situation allerdings noch zum Guten gewendet. Er hat einen Ausbildungsplatz zum Altenpfleger gefunden. Für viele andere Betroffene sieht es jedoch düster aus.
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Wirtschaft
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