Fachgespräch: Männlichkeiten und Autoritarismus

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Mittwoch 27. Januar 2021, 16-18 Uhr

#2 Männlichkeit und autoritärer Charakter - sozialpsychologische Deutungen rechter Weltanschauungen

Mit Priv.-Doz. Dr. Sebastian Winter, Hochschule Hannover


Sebastian Winter beschäftigt sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit seit vielen Jahren mit Rechtsextremismus und dem Zusammenhang von Geschlecht und Ressentiment. Er geht in seinem Vortrag aus sozialpsychologischer Sicht der Frage nach, was rechte, autoritäre Modelle in einer komplexer werdenden Welt so attraktiv macht und was das für die politische und pädagogische Praxis bedeuten kann.
Informationen zur Veranstaltungsreihe

Weltweit ist ein Erstarken national-völkischer, neu-rechter Politiken zu beobachten. Dieser politische Megatrend bedient sich, wenn auch regional in ganz unterschiedlicher Ausprägung, verschiedener z.T. rassifizierender Zuschreibungen ethnischer, kultureller, nationaler, geschlechtlicher oder religiöser Gruppenidentitäten. In der politischen Auseinandersetzung wird von neu-rechten Akteur*innen eine Politik der Ausgrenzung und Abwertung dieser als „Andere“ oder „fremd“ markierten Gruppen forciert.

Mit den Wahlerfolgen der AfD ist - wenn auch im europäischen Vergleich verspätet - dieser Trend auch in Deutschland sichtbar geworden und stößt vor allem in gesellschaftlichen Debatten über Geschlecht und Männlichkeiten auf besondere Akzeptanz. Bisher als sicher geglaubte und als allgemein anerkannt angenommene Vorstellungen von Männlichkeit scheinen an Gültigkeit zu verlieren. Es entsteht der Wunsch, die als bedroht wahrgenommene geschlechtliche Gewissheit, z.B. „echte“ oder „wahre Männlichkeit“, wiederherzustellen.

In Deutschland lassen sich die Auswirkungen dieser Weltsicht z.B. an der steigenden Zahl von rassistischen und gewalttätigen Übergriffen auf alles was als nicht zugehörig gedeutet wird ablesen. Dazu zählen die Hetzjagden in Chemnitz, die Ermordung von Walter Lübke, der antisemitische und von antifeministischer Aufladung geprägte Anschlag in Halle, der rassistische Anschlag in Hanau, völkische und misogyne Hetze und Provokationen, die Nutzung polizeilicher Infrastrukturen für Morddrohungen u.a. gegen Politiker*innen und rechte Gesinnungen beim Kommando Spezialkräfte. Gemeinsam ist diesen Übergriffen, dass einerseits überwiegend Männer als Täter agieren und es sich andererseits bei den Angegriffenen um rassifizierte, migrantische und/oder marginalisierte Menschengruppen handelt, u.a. Schwarze, PoC, LGBTIQ-Personen, aber auch Frauen und Männer, die nicht dem traditionellen Bild von Weiblichkeit und Männlichkeit entsprechen.

Bisherige Erklärungsmuster und Deutungsangebote variieren erheblich. Die Veranstaltungsreihe wird verschiedene wissenschaftliche Erklärungsansätze für das weltweite Erstarken rechts-nationaler Politiken diskutieren, die Auskunft geben über Ursachen für die steigende Attraktivität und die Konstruktionsmechanismen rechter Männlichkeiten. Ebenso sollen Politiken und Handlungsoptionen vorgestellt werden, die Alternativen zu rechten Männlichkeitskonstruktionen und -bildern ermöglichen und unterstützen. Dazu gehört auch der Blick auf Rahmenbedingungen, die die kritische Auseinandersetzung mit Männlichkeiten begünstigen oder verhindern. Im Sinne eines intersektionalen Ansatzes werden verschiedene soziale Dimensionen und deren Zusammenwirken betrachtet.

Die Veranstaltungsreihe richtet sich an praxisnahe Akteur*innen, Fachkräfte und Multiplikator*innen, die mit Jungen* und Männern* arbeiten sowie an Menschen aus der Männlichkeits- und Geschlechterforschung sowie der Politik.

Die Veranstaltungsreihe mündet in eine Tagung im Herbst 2021, die die Erkenntnisse aus den Fachgesprächen aufnimmt und bündelt.
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