LBBW Kapitalmarktkompass April - Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann

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Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus sind zwar mit Blick auf den Überlastungsgrad der Gesundheitssysteme in vielen Ländern zwingend notwendig. Die Corona-Zwangspause fordert aber ihren Preis in Form einer schweren Rezession. In unserem Sonderthema widmen wir uns der Frage, wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann.

Aus makroökonomischer Sicht schließt sich die Frage an: Wie groß sind die Verluste, und wann schließt sich die Lücke? Nach der Finanzkrise 2008/09 dauerte es bis Q1/2011, bis die gesamtwirtschaftliche Leistung Deutschlands wieder den Stand von Q3/2008 erreicht hatte. Auch die USA spüren die Auswirkungen massiv, der Arbeitsmarkt brach zuletzt drastisch ein.

Die US-Notenbank ist in den Krisenmodus gegangen: Der Leitzins ist faktisch bei null, Staatsanleihen werden unbegrenzt erworben und zahlreiche weitere Notfallmaßnahmen ergriffen. Auch die EZB hat sich nach anfänglichem Zögern mit voller Kraft in den Kampf gegen die Coronakrise geworfen - Herzstück ist das Notfall-Anleihekaufprogramm "PEPP". Die massiven Staatsanleihekäufe dürften die Langfristzinsen vorerst auf extrem tiefem Niveau halten.

Der abrupte Stopp der wirtschaftlichen Tätigkeit schlug sich bei den Credits in fast senkrechten Spreadanstiegen nieder. Bei lnvestmentgrade-Unternehmen ist die aktuell in den Notierungen berücksichtigte Ausfallrate ca. dreimal so hoch wie der historische Worst Case. Für "Buy-and-Hold"-Investoren kann das aktuelle Spreadniveau bereits als attraktiv bezeichnet werden. Gemessen an früheren Eskalationsphasen wären allerdings kurzfristig weitere Spreadanstiege nicht ungewöhnlich.

Noch drastischer als bei den Credits fielen die Verluste im März am Aktienmarkt aus. Die Vergangenheit zeigt: In aller Regel dauert es lange, bis im Zuge eines starken Einbruchs das Tief erreicht ist. Hoffnung auf eine Bodenbildung besteht in der Nähe des Buchwerts, der in den drei vorausgegangenen DAX-Einbrüchen jeweils nur für eine kurze Zeit unterschritten wurde.

Die Märkte preisen mittlerweile viel Negatives ein. Auf mittlere bis lange Sicht sind wir zwar bereits wieder konstruktiv ggü. Risiko-Assets wie Aktien und Unternehmensanleihen eingestellt. Da wir aber für die nächsten Wochen mit starken Ausschlägen nach oben und unten rechnen, lautet unsere Empfehlung, nicht alle Eier auf einmal in den Korb zu legen, sondern sukzessive. Dies reduziert das Risiko, und man ist mittel- bis langfristig trotzdem dabei. Frohe Ostern!
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Wirtschaft
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