Rückenleiden – Ohne Operation behandeln? | Doc Fischer SWR

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Doc Fischer zeigt, was alles hinter Rückenschmerzen stecken kann und welche Behandlungsmöglichkeiten vor einer OP in Betracht gezogen werden sollten.

Dieses Video ist eine Auskopplung aus dem SWR-Gesundheitsmagazin Doc Fischer vom 21. Juni 2021. Die ganze Sendung gibt es in der ARD-Mediathek unter: https://www.ardmediathek.de/video/doc-fischer/corona-virus-kann-man-die-variante-delta-in-schach-halten/swr-fernsehen/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE0ODM1NzU/

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KOMPLEXES SYSTEM RÜCKEN
Rückenschmerzen sind eine Qual! Vor allem, wenn jede noch so kleine Bewegung eine große Überwindung kostet, können sie das Leben massiv einschränken! Viele erhoffen sich dann eine Diagnose durch ein Röntgen- oder MRT-Bild - und solche Aufnahmen sind dann schnell der Grund für eine OP. Dabei ist das, was man da sieht, oft gar nicht der Auslöser für die Schmerzen und häufig ist es selbst für erfahrene Ärzte nicht leicht die Ursache von Rückenschmerzen zu ergründen. Grund dafür ist die Komplexität der Wirbelsäule: 24 Wirbel – mit Bandscheiben als Stoßdämpfern dazwischen – verbinden Kopf mit Becken, dazu tiefliegende Rückenmuskulatur und außerdem große Haltemuskeln an Rücken und Bauch.

UNSPEZISFISCHE RÜCKENSCHMERZEN
Die Bildgebung hilft, ernsthafte Erkrankungen auszuschließen, alleiniger Grund für einen Eingriff sollte sie nicht sein. Denn auch wenn man im MRT einen Bandscheibenvorfall findet, muss dies nicht der alleinige Grund für die Schmerzen sein. 90 Prozent aller Patienten mit Rückenschmerzen leiden an sogenannten unspezifischen Rückenschmerzen.
Um diese unspezifischen Rückenschmerzen zu ergründen, forschen Orthopäden der Uniklinik Mainz an neuen Diagnoseformen. In ihrem so genannten "MotionLab" analysieren sie gemeinsam mit dem Team des Instituts für Physikalische Therapie, Prävention und Rehabilitation Bewegungsmuster.
Ihr Ziel: Herausfinden, wie Schmerzen und Gang zusammenhängen, um dann für verschiedene Kategorien von Rückenschmerzpatienten individuelle Therapiemöglichkeiten anzubieten.
Antworten erhoffen sich die Mainzer Ärzte auch mit Hilfe Künstlicher Intelligenz. Je mehr Wirbelsäulen sie damit analysieren, desto größer das Wissen um die Funktion – und desto eher können künftig Schmerzursachen erkannt und beispielsweise Physiotherapien angepasst werden.

RÜCKENSCHMERZEN KONSERVATIV BEHANDELN
Der Großteil aller Rückenschmerzen wird konservativ behandelt. Zum Beispiel durch entzündungshemmende Therapie, stabilisierendes Muskeltraining und manchmal begleitend auch durch psychosomatische Therapie. Aktivität ist bei der Therapie das A und das O. Sich ins Bett zu legen ist nur bei akuten Fällen angeraten, um zu warten bis die entzündungshemmende und schmerzhemmende Medikation wirkt.

OPERATION
Eine Operation ist unumgänglich, wenn beispielsweise festgestellt wird, dass der Patient eine Blasenmastdarmstörung hat, die nicht mehr weggeht. Oder wenn über einen längeren Zeitraum eine fortschreitende Lähmung des Fußes festgestellt wird. Hier kann es vorkommen, dass auch notfallmäßig sofort operiert werden muss.

MULTIMODALE THERAPIE
Manchmal bleiben Rückenschmerzen aber, obwohl die ursprüngliche Ursache längst behoben ist. Dann werden sie zu einem komplexen Krankheitsbild, das viel mehr als den Rücken betrifft, nämlich Muskeln, Skelett und Psyche. Eine große Chance bietet die sogenannte multimodale Therapie. Dabei geht ein Expertenteam aus Physiotherapeuten, Orthopäden und Schmerztherapeuten die vielfältigen Probleme an. In Gesprächen mit Psychologen wird auch in Biographie und Alltag nach möglichen Ursachen für den chronischen Schmerz gesucht. Denn auch Stress kann Schmerzen verursachen. Bevor ein Patient mit unspezifischen Rückenschmerzen operiert wird, sollten die Schritte der multimodalen Therapie durchlaufen sein.

PRÄVENTION VON RÜCKENSCHMERZEN
Dass Rückenschmerzen im Laufe eines Lebens gar nicht auftreten, ist so gut wie ausgeschlossen. Aber sportlich aktiv bleiben, das Gewicht halten, sich beim schwer tragen rückengerecht verhalten, das Fahrrad und die Büromöbel anpassen, helfen präventiv. Und für Prävention ist es nie zu spät.

Autoren: Britta Thein, Andrea Wiehager
Bildquelle: Colourbox

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