Wort des Bischofs - Corona erobert die Welt (24. Januar 2021)

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Am 27. Januar des vergangenen Jahres wurde in Deutschland der erste Fall von Corona nachgewiesen. Übermorgen jährt sich das Datum. Wenn wir heute zurückblicken, schauen wir etwas ungläubig auf unsere damalige Naivität und Sorglosigkeit. Wenn wir ehrlich sind, haben wir das Virus und die Krankheit anfangs unterschätzt. Dass es unser Leben so radikal ändern und beeinflussen würde, das haben zum damaligen Zeitpunkt sicherlich nur einige Experten befürchtet. Wenn wir wirklich ehrlich sind, unterschätzen wir es aber auch heute noch manchmal. Viele Folgen zeigen sich nämlich erst langsam: nicht nur long-covid – Symptome der Krankheit, die noch lange über die akute Phase hinaus bestehen bleiben. Auch die Folgen der Schutzmaßnahmen gegen die Pandemie sind noch lange nicht absehbar.

Geht es Ihnen nicht auch so? Wenn Sie Bilder von Feierlichkeiten von 2019 sehen, bei denen Menschen eng zusammenstehen, sich umarmen und trunken singen, dass sie dann nervös werden? Ich habe kaum Bedenken, dass wir unsere Nervosität schnell verlieren und uns wieder an Nähe gewöhnen. Befürchtungen lösen eher andere Folgen der Schutzmaßnahmen aus. Was ist mit den Kindern in der Schule, die den Stoff nicht aufholen können? Was ist mit der zunehmenden häuslichen Gewalt? Was ist mit den psychischen Krankheiten, die zunehmen? Das sind nur einige, wenige Beispiele. Wenn wir ehrlich sind, haben wir darauf immer noch keine gute Antwort gefunden. Nur weil die Hoffnung im Raum steht, dass bald alle geimpft sind, Corona besiegt ist und wir zu unserem alten Leben zurückkehren können. Die Folgen und Nachwirkungen haben wir noch lange nicht besiegt – auch ihnen muss unser Augenmerk gelten, auch jetzt schon.

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln
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