Blutplasma Therapie gegen Covid-19

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Blutplasma-Therapie gegen Covid-19

In den USA werden Corona-Patienten künftig mit therapeutischem Plasma behandelt – eine Notfallgenehmigung macht es möglich. US-Präsident Trump bezeichnete die Therapie als "Durchbruch". Doch es wäre nicht das erste Mal, dass Trump mit seiner Einschätzung falsch liegt.

Eine wirksames Medikament oder ein Impfstoff gegen das Coronavirus könnten in der aktuellen Pandemie viel Leid, Tote oder schwere Verläufe verhindern. In den USA macht nun eine Notfallgenehmigung für eine seit langem bekannte Therapie Hoffnung: Erkrankte sollen künftig Blutplasma von genesenen Patienten bekommen, das Antikörper gegen das Coronavirus enthält. Doch handelt es sich dabei wirklich um einen "sehr historischen Durchbruch", wie US-Präsident Trump am Sonntag während einer Pressekonferenz im Weißen Haus erklärte? Der Blick auf die bisherigen Daten und Studien stimmt zumindest skeptisch. Auch ist der Ansatz keineswegs neu

Therapeutisches Plasma kommt bereits seit Jahrzehnten im Kampf gegen Infektionskrankheiten wie die Grippe zum Einsatz. Das Verfahren nutzt eine grundlegende Funktion des Immunsystems: Im Kampf gegen Krankheitserreger bildet es Antikörper, die sich an die Eindringlinge binden und in einem nächsten Schritt dabei helfen, sie zu beseitigen. Diese Antikörper bleiben nach einer überstandenen Infektion zumindest noch eine Weile im Körper. Mit einer Blutplasma-Spende können sie anderen schwer kranken Patienten übertragen werden. Im besten Fall entfalten sie auch bei diesen Patienten eine heilsame Wirkung, verhindern schwerste Vorläufe oder sogar Todesfälle, so die Hoffnung. 

Überwiegt der Nutzen das Risiko?

Therapeutisches Plasma gilt als gut verträglich, die Liste möglicher Nebenwirkungen ist kurz: Allergische Reaktionen, aber auch mögliche Infektionen durch die Plasma-Spende zählen dazu. Auf der anderen Seite steht der mögliche große Nutzen, der aber kaum durch Studien belegt ist. Unklar ist etwa, ob die übertragenen Antikörper tatsächlich Todesfälle durch Covid-19 verhindern können. Das begehrte Plasma lässt sich zudem nicht beliebig oft in Fabriken produzieren. Wie viel davon verfügbar ist, hängt von der Spendebereitschaft genesener Patienten ab

Weltweit laufen Studien zu dem Einsatz von Plasma im Kampf gegen Covid-19, auch in Deutschland. Das Institut für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin am Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen rief genesene Patienten bereits Ende März dazu auf, Plasma zu spenden. Gute Forschung wird auf dem Gebiet dringend benötigt: Zwar weisen bisherige Studien auf erste positive Effekte hin, doch die Daten sind noch dürftig. Ein Problem bisher veröffentlichter Studien ist etwa, dass das Plasma nur an wenigen Patienten getestet wurde. Oft fehlt es auch an Kontrollgruppen, durch die überhaupt der Erfolg der Therapie bewertet werden kann. 

US-Gesundheitsminister Alex Azar erklärte dagegen, die bislang mit Plasma behandelten Covid-19-Kranken in den USA hätten unter bestimmten Voraussetzungen eine um 35 Prozent höhere Überlebensrate als andere Patienten. Er bezog sich dabei jedoch ausschließlich auf Patienten unter 80 Jahre, die nicht künstlich beatmet wurden und zudem kurz nach Bekanntwerden der Diagnose behandelt wurden. US-Präsident Trump sagte, die Therapie zeige eine "unglaubliche Erfolgsrate" und werde "zahllose Leben retten".

Beweis für Wirksamkeit steht noch aus

Deutlich weniger euphorisch äußert sich dagegen die FDA, die zuständige Lebens- und Arzneimittelbehörde in den USA, auf die Trump zuletzt viel Druck ausgeübt hatte, mögliche Therapien oder Impfstoffe gegen das Coronavirus schnell zuzulassen. Das therapeutische Plasma könne bei der Behandlung von Covid-19 nutzen, heißt es in einem Schreiben. Es sei "vernünftig", davon auszugehen, dass mögliche Vorteile der Therapie die Risiken aufwiegen. Doch es seien weitere Studien notwendig, um endgültige Beweise für die Sicherheit und Wirksamkeit der Therapie zu erbringen. 

Kommt die Therapie zum Einsatz, sollte das Plasma zu einem möglichst frühen Zeitpunkt gegeben wird, schreibt die FDA, beispielsweise bevor mit einer künstlichen Beatmung des Patienten begonnen wird. Auch sollte das Plasma möglichst viele Antikörper enthalten.
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