Boris Reitschuster - Das hat politische Sprengkraft: Geimpfte positiv auf Corona getestet - 19.04.21

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17 Fälle in NRW – Mediziner in Erklärungsnot


Ein Gastbeitrag von Gregor Amelung

In einem Altenheim in Leichlingen in NRW hatten sich Erkältungssymptome bei einer bereits geimpften Bewohnerin gezeigt. Der routinemäßig vorgenommene Corona-Schnelltest schlug positiv an. Nachdem ein zweiter Schnelltest das Ergebnis bestätigte, wurden alle Bewohner und Pflegekräfte durchgetestet. 17 waren positiv.
Mitte Januar geimpft, jetzt positiv

Anschließende PCR-Tests bestätigten die Schnelltestergebnisse bei einem Teil der Betroffenen noch am Mittwochnachmittag (14.04.). Spätestens am Freitag (16.04.) war dann klar, dass alle 17 auch PCR-positiv waren. Unter ihnen waren 12 Bewohner und 2 Angestellte, die ihre 2. Corona-Schutzimpfung bereits Mitte Januar erhalten hatten. Laut dem Focus waren die Senioren mit dem RNA-Vakzin von BioNTech geimpft worden. Als nun festgestelltes Virus gaben die örtlichen Behörden die britische Variante B.1.1.7. an.
»Ärgerlich« und »überraschend«

»Diese Dichte an Fällen an einem Ort, die ist schon überraschend«, so Prof. Dr. Jörg Timm, Direktor des Instituts für Virologie an der Uni Düsseldorf noch am Donnerstag (15.04.). Deshalb müsse der Fall in Leichlingen genau untersucht werden.

Als »ärgerlich« bezeichnete der Infektionsepidemiologe Prof. Dr. Dr. Timo Ulrichs den Fall, »weil man da in Erklärungsnöten ist«. Schließlich gehe er wie die meisten anderen Experten davon aus, »dass die Impfung vor allen diesen Dingen – vor Infektion und Weitergabe und Erkrankung – schützt«, so Ulrichs laut ARD.
Fälle auch in Remscheid, Bochum und im Landkreis Fürth

Und Leichlingen ist kein Einzelfall. Zeitnah wurden in Remscheid und Bochum ähnliche Corona-Ausbrüche unter Geimpften registriert. Nach Angaben der Stadt Remscheid wurden 12 von 60 Bewohnern in einem Altersheim mit dem PCR-Test positiv getestet. Genauso wie zwei Mitarbeiter, die »ebenfalls bereits den vollen Impfschutz hatten«. Und in einer Bochumer Senioreneinrichtung, in der 81 Senioren untergebracht sind, gelten 13 als »infiziert«, obwohl 11 von ihnen eine Corona-Impfung erhalten hatten, so Tagesschau.de am Freitag (16.04.).

Zu einem ganz ähnlichen Corona-Ausbruch war es laut Nordbayern.de (15.04.) und den Fürther Nachrichten auch in einer Senioreneinrichtung im fränkischen Zirndorf im Landkreis Fürth gekommen. Dort haben sich 24 Bewohner mit der britischen Variante des Coronavirus »infiziert«, von denen 17 bereits den kompletten Impfschutz hatten.
Tödliche britische »Mutation« wird klammheimlich zur »Variante«

Die letzten Zweitimpfungen hatten am 11. März stattgefunden, so der Betreiber des Zirndorfer Seniorenheims die Arbeiterwohlfahrt (AWO). Zum Einsatz gekommen war auch hier der Impfstoff von BioNTech. Zwei Wochen später, am 25. März hatte ein routinemäßiger Schnelltest positiv angeschlagen. Insofern ist der Zirndorfer Fall nicht so klar und eindeutig wie der in Leichlingen, denn der volle Impfschutz soll erst 15 Tage nach der 2. Impfung gegeben sein.

Die anschließenden PCR-Tests hatten dann wie in Leichlingen die britische Variante B.1.1.7. zu Tage gefördert. Die galt im März noch als »64 Prozent tödlicher«. Basierend darauf hatte die Bundeskanzlerin am 24. März von einer »neuen Pandemie« gesprochen, in der sich Deutschland nun befinde. »Im Wesentlichen haben wir ein neues Virus, natürlich derselben Art, aber mit ganz anderen Eigenschaften – deutlich tödlicher, deutlich infektiöser, länger infektiöser.« Etwas mehr als drei Wochen später liest sich das in der Berichterstattung über die Corona-Ausbrüche bei Geimpften in NRW und Bayern schon deutlich anders.

Klammheimlich hat sich offenbar auch bei den Medien durchgesetzt, dass die britische Variante nicht der ”Superkiller” ist. Dieser Sinneswandel ist zwei britischen Studien von letzter Woche geschuldet, die zu dem Ergebnis kamen, dass die Variante zwar ansteckender aber eben nicht tödlicher sei. Und so ist in den Berichten über die neuerlichen Corona-Ausbrüche bei Geimpften meist nur noch von der britischen »Variante« statt der »Mutation« zu lesen und das im März noch inflationär benutzte Adjektiv »tödlicher« fehlt ebenfalls.
»Wer geimpft ist, soll sich trotzdem an die AHA-Regeln halten.«

Ansonsten wurde in den Meldungen durchweg betont, dass die Betroffenen keine oder nur leichte Symptome gezeigt hätten, was die Wirksamkeit der Impfung bestätigen würde. So wurden die »aktuellen Fälle in NRW« beim Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) weniger zu einer Frage über die Wirksamkeit der Impfstoffe als vielmehr zu einem Beweis eben dafür: »Die Impfungen verhindern… wie in den aktuellen Fällen in NRW einen schweren Verlauf von COVID-19 und mildern die Erkrankung ab«.
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