Stimmungsbild zur Corona-Demo Berlin 29.08.2020, Sturm auf den Reichstag, Umfrage, Interview

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Das große Demo-Wochenende vom 29. und 30. August in Berlin. Wir erinnern uns nochmal. Weit über hundert Kundgebungen waren im Vorfeld für Berlin angemeldet worden, zwölf darunter von der Bürgerrechtsbewegung Querdenken, die sich vor dem Hintergrund der Coronamaßnahmen der Bundesregierung einsetzt
• für den Schutz unserer Grundrechte,
• für eine freie, friedliche, demokratische Gesellschaft,
• für Selbstbestimmung.
Genau diese zwölf Veranstaltungen wurden vom Berliner Senat verboten. Der Innensenator Andreas Geisel (SPD) sagte dazu: Er wolle nicht, dass Berlin als Bühne „missbraucht“ werde „für Corona-Leugner, Reichsbürger und Rechtsextremisten“. Seltsam an dieser Stelle, dass ihn das nicht davon abhielt, eine Demonstration von „Staatenlos.Info e.V.“ vor dem Reichstagsgebäude zuzulassen - eine Organisation, die klar dem Reichsbürger-Milieu zugeordnet wird.

Das Verbot der Querdenken 711 Kundgebung wurde vom Verwaltungsgericht gekippt. Die Kundgebungen wurden unter der Auflage, dass die Corona-bedingten Sicherheitsabstände einzuhalten sind genehmigt. Eine Maskenpflicht wurde nicht verhängt.
Der Rest ist Geschichte: Während Hunderttausende (die Polizei spricht von vielen Zehntausenden) sich um den Großen Stern am Fuße der Berliner Siegessäule und auf der Straße des 17. Juni friedlich versammelten und ein Fest der Freiheit und Toleranz feierten (in enger Kooperation mit der Polizei, unter Einhaltung sämtlicher Auflagen) wurde der Demonstrationszug unter den Linden von der Polizei daran gehindert, sich in Bewegung zu setzen. Der sich folglich aufstauenden Menschenmenge wurde dann vorgeworfen, die Abstände nicht einzuhalten. Es wurde polizeilich eine Maskenpflicht verordnet und schließlich die Demonstration, ohne dass sie sich einen einzigen Meter von der Stelle hätte bewegen können, gewaltsam aufgelöst.
Vor dem Reichstag verhielt die Polizei sich anders. Ausgehend von der Reichsbürger-Kundgebung legte eine bunte Menge von Demonstranten die Hamburger-Gitter beiseite und spazierte auf die Treppe des Reichstages. Die Polizei ließ sie zunächst teilnahmslos gewähren!
Politik und mediale Berichterstattung bauschte dieses Ereignis zum rechtradikalen „Sturm auf den Reichstag“ und „unerträglichen Anschlag auf des Herz unserer Demokratie“(Bundesbräsident Steinmeier) auf. Die friedliche Kundgebung vermutlich hunderttausender demokratisch gesinnter, gesitteter Bürger wurde medial vollständig in den Schatten gestellt. Aber nicht nur das, sie wurde und wird bis heute offenbar willentlich mit den Vorgängen am Reichstag assoziiert. Robert F. Kennedy Junior, ein Hauptredner auf der Querdenken-Veranstaltung, hatte es der friedlichen Menge zuvor erklärt: man werde nicht über sie, die friedlichen Demokraten berichten, man werde von Nazis sprechen. Er sollte vollkommen recht behalten.

Nun, mit dem Abstand einer guten Woche, interessiere ich mich dafür, was bei den Menschen von diesem Wochenende hängen geblieben ist. Es war ein Ereignis, dass auf der Starße stattgefunden hat, aber auch in den Medien. Welche Bilder, Eindrücke, Gedanken und Gefühle bleiben? Zwischen Abgeordneten Haus, Bundestag und den Treppen zur Spree, im baulichen Zentrum also unserer Demokratie, habe ich sieben kurze Gespräche geführt mit den erstbesten Menschen, die mir begegnet sind und Lust hatten, sich mit mir zu unterhalten.
Sicherlich kein repräsentativer Schnitt durch die Gesellschaft aber eine Tendenz lässt sich ausmachen. Die öffentliche wird sehr von der veröffentlichen Meinung geprägt.

Bildrecht: Friedhelf
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