WELT THEMA: Nach Mega-Explosion - Mindestens 70 Toten und mehr als 4000 Verletzte in Beirut

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Nach der gewaltigen Explosion mit mindestens 70 Toten und mehr als 4000 Verletzten in Beirut geht die Suche nach Vermissten weiter. Beamten in der Hauptstadt des Libanons zufolge sind Menschen in den Trümmern begraben. Weite Teile des Hafens waren dem Erdboden gleich gemacht worden, viele Gebäude in Beirut wurden beschädigt.

Die plötzliche Explosion überwältigte das Land, das ohnehin mit der Coronavirus-Pandemie und einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise zu kämpfen hat. Stunden nach der Explosion rasten Krankenwagen aus dem ganzen Land in die Hauptstadt und transportierten Verwundete ab. Die Krankenhäuser füllten sich über die Kapazitätsgrenzen hinaus, Ärzte baten die Bevölkerung um Blutspenden und Generatoren für Strom.

In den Vierteln um den Hafen herum, wo die Explosion sich ereignete, taumelten blutende Bewohner durch die mit umgeworfenen Autos und Schutt übersäten Straßen. Fenster und Türen wurden auch in mehreren Kilometern Entfernung herausgerissen, auch im einzigen internationalen Flughafen der Stadt. Armeehubschrauber halfen, Feuer im Hafen zu löschen. Die Explosion war noch im 200 Kilometer entfernten Zypern zu hören und zu spüren gewesen. Dem Deutschen Geoforschungszentrum GFZ zufolge waren die Erschütterungen mit einem Erdbeben der Stärke 3,5 vergleichbar.

Was die Detonation auslöste, war nicht klar. Der Leiter des libanesischen Geheimdienstes Generaldirektion Sicherheit, Abbas Ibrahim, sagte, die Explosion sei möglicherweise von hochexplosivem Material ausgelöst worden, das vor einiger Zeit auf einem Schiff konfisziert und im Hafen gelagert worden sei. Innenminister Mohammed Fahmi sprach von mehr als 2700 Tonnen Ammoniumnitrat, das seit 2014 dort lagerte. Augenzeugen berichteten von einer orangefarbenen Wolke über dem Explosionsort. Orangefarbene Wolken aus giftigem Stickstoffdioxid sind häufig Begleiter von Explosionen, an denen Nitrate beteiligt sind.

Videos zeigten den augenscheinlichen Ausbruch eines Feuers in der Nähe kurz zuvor. Ein lokaler Fernsehsender berichtete, eine Lagerhalle mit Feuerwerk sei darin verwickelt. Das Feuer scheint sich auf ein nahe gelegenes Gebäude übertragen zu haben, was dann die gewaltige Explosion mit einer pilzförmigen Wolke und die Schockwelle auslöste.

«Das war wie eine Atomexplosion», sagte Walid Abdo, ein 43 Jahre alter Lehrer aus der Nähe von Beirut. Der im Hafen arbeitende Charbel Hadsch berichtete, zuerst habe es kleine Explosionen wie Feuerwerk gegeben, dann sei es zu einer riesigen Detonation gekommen, bei der er weggeschleudert worden sei. Seine Kleidung war zerrissen. Andere Augenzeugen erzählten von vielen Menschen, die von umherfliegendem Glas und Trümmern verletzt worden seien. Ein Mitarbeiter des Zivilschutzes sagte, es lägen noch Leichen im Hafen, viele unter Trümmern.

US-Präsident Donald Trump ging trotz der Vermutungen vor Ort von einem Anschlag aus. «Ich habe einige unserer großartigen Generäle getroffen, und sie scheinen einfach das Gefühl zu haben, dass es sich hier nicht um eine Art von Fabrikationsexplosion gehandelt hat. (...) Sie scheinen zu glauben, dass es ein Angriff war. Es war eine Art Bombe», behauptete Trump am Dienstagabend. Er sprach den Opfern sein Beileid aus und bot dem Libanon Hilfe an.

Einige Anwohner berichteten, kurz vor der Explosion Flugzeuge gehört zu haben, was die Gerüchte um einen mutmaßlichen Angriff befeuerte. Zudem kam es zuletzt an der Südgrenze des Landes zu wachsenden Spannungen zwischen der militanten Hisbollah-Miliz und Israel. Dass israelische Militärflugzeuge Beirut überfliegen, ist allerdings nicht ungewöhnlich. Ein Sprecher der israelischen Regierung sagte, Israel «hat nichts zu tun» mit der Explosion. Israel, arabische und befreundete Staaten boten Hilfe an.

Die Explosion war selbst für die Bewohner einer Stadt gewaltig, die 15 Jahre Bürgerkrieg, Selbstmordanschläge, Bombardierungen durch Israel und politische Morde gesehen hat. «Es war eine echte Horrorshow. Ich habe nichts dergleichen gesehen, seit dem Krieg», sagte Marwan Ramadan, der etwa 500 Meter vom Hafen entfernt gewesen war und von der Druckwelle umgeworfen wurde.

#beirut #libanon #explosion

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