Preise steigen, Wirtschaft schrumpft - wird Deutschland immer ärmer? | maybrit illner vom 22.06.2023

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Dies ist ein Ausschnitt der "maybrit illner" Sendung vom 22. Juni 2023. Die ganze Sendung gibt es in der ZDF Mediathek: https://kurz.zdf.de/RUnV/

Energie und Lebensmittel - wie Blei liegt die hohe Inflation über dem Land. Die Reallöhne sind niedriger als 2015. Reales Vermögen wird vernichtet. Kaufkraftverlust führt zu Kaufzurückhaltung. Die Zinswende der EZB soll die Inflation bekämpfen - belastet nun aber Wirtschaft wie Konsumenten. Europas größte Volkswirtschaft steckt in einer sogenannten technischen Rezession. Experten warnen davor, dass der ehemalige Exportweltmeister zu einem Entwicklungsland schrumpfe. Die KfW kommt zu dem bitteren Befund: "Über 70 Jahre lang konnte wirtschaftliches Wachstum in Deutschland als sicher gelten. Diese Zeiten sind vorbei."
Wie dramatisch ist die Lage? Was hilft Bürgern in der Not? Welche Unterstützung können Unternehmen erwarten? Braucht es höhere Löhne, niedrigere Steuern, mehr Subventionen? Kann der Industrietanker Deutschland die Wende?

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert verteidigt bei "maybrit illner" die milliardenschwere Subvention des Chipkonzerns Intel. Die sei wichtig, um internationale Abhängigkeiten der deutschen Industrie abzubauen. Die Subvention in Milliardenhöhe, die die Bundesregierung für den Chip-Hersteller Intel zur Verfügung stellt, solle besser in die Sanierung und Modernisierung von maroden Straßen, Gebäuden und Maschinen investiert werden, so der Makroökonom Daniel Stelter. Dies sei notwendig, um die Produktivität zu steigern und so aus der Inflation zu kommen.

Als "nicht sehr wachstumsversprechend" bezeichnete auch der britische Wirtschaftshistoriker Adam Tooze die rund zehn Milliarden teure Förderung für das US-Unternehmen Intel. "Die Arbeitsplätze sind zu teuer und Intel ist eine Verliererfirma", sagte er. Geld in den Mikrochip-Sektor zu investieren sei seiner Meinung nach eine schlechte Idee. Laut einer Studie liegt die gefühlte Inflation von Verbrauchern deutlich über der Teuerungsrate. "Dies könne man auch als Protest-Schrei eines Teiles der Gesellschaft ansehen, der von der Politik nicht mit durch die Inflation getragen werde", so Tooze. "Mir geht es schlecht, mir geht es wirklich schlecht.‘"

Dass Menschen im unteren Drittel der Gesellschaft stärker von der Inflation betroffen sind, liege auch daran, dass bei ihnen Wohlstandsgewinne nicht ankommen. Die Politik aber habe längst den Kontakt zu deren Lebenswelt verloren, so die Journalistin Julia Friedrichs. Die Personalberaterin und zweifache Mutter Claudia Jeschkowski ist zwar Teil des klassischen Mittelstands und sieht sich ebenfalls von der Inflation betroffen. Sie appelliert an die Bundesregierung, dass staatliche Hilfen transparenter und schneller beschlossen werden sollten. Die Politik sollte sich außerdem bemühen ihr Vorgehen bei der Verteilung und Umsetzung für alle verständlich zu erklären.

Die Gäste der Sendung:
Kevin Kühnert (SPD), Generalsekretär
Carsten Linnemann (CDU), stellvertretender CDU-Parteivorsitzender
Julia Friedrichs, Journalistin und Filmemacherin
Adam Tooze, britischer Wirtschaftshistoriker, Direktor des European Institute an der Columbia University in New York
Claudia Jeschkowski, Personalberaterin, verheiratet, zwei kleine Kinder
Daniel Stelter, Makroökonom und Unternehmensberater

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Kategorien
Wirtschaft
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